Konzert

We are Harmony – Musik zum Wohlfühlen

Den Konzerttitel von The Choricals könnte man gleich umformulieren in They are Harmony und hätte schon eine kleine Zusammenfassung vom Gesamteindrucks des Abends. Die Veranstaltung mit Musik zum Wohlfühlen begann am 27. April 2024 sehr pünktlich um 19 Uhr. Der 2014 eröffnete Tschaikowsky-Saal war bis auf den letzten Platz besetzt. Chorleiter Ramón Lazzaroni, der seit 2017 mit dem Chor arbeitet, dirigierte energiegeladen und lebendig und führt informativ und gut gelaunt durch das Programm.

Und es ging zunächst auf Reisen. Gestartet wurde mit Journey to Brazil von Martin Grabow, der Beginn sanft, der Chor steigert sich und wird rhythmischer und die Gedanken gehen in Richtung Urlaub, Strand und Tanz, ein gelungener Start. Beyond the sea heißt der nächste Song, aber zurücklehnen und träumen fällt zunächst mal flach, das Publikum soll mitmachen, es soll Meeresrauschen simulieren. Man kennt das Lied aus den 1940er Jahren von Charles Trenet, der das Meer besang, in der kurz darauf entstandenen englischen Fassung geht es um Gefühle. Sehnsüchtig klingt es, die Sängerinnen und Sänger bringen es dem Publikum sehr glaubwürdig nahe. Am Flügel begleitetet, wie auch bei einigen anderen Songs, Lutz Blömkers. Und das Spiel der Stimmen geht weiter mit Heart in New York und endet mit einem überraschenden Lichtermeer auf der Bühne. Nach der Liebe zur einer Stadt folgt die Liebe zu einem Menschen, Make you feel my love, von Bob Dylan geschrieben und von Adele gecovert, heute Abend in der gefühlvollen Version von den Choricals. Ramón Lazzaroni erzählt von seinem persönlichen Bezug zu When I fall in love, und steigt mit einem kleinen Solo ein. Und es bleibt beim Thema Liebe, Blue Skies erzählt davon, wie es ist, total verliebt zu sein. Und weil nicht immer alles so blue bleibt, wie es war, geht es nächsten Lied um die Zeit danach. The Choricals können wirklich Gefühle transportieren, auch solche vom Loslassen und trotzdem wünschen I wish you love. Ein weiteres Lied, das ursprünglich von Charles Trenet stammt und seine Reise um die Welt antrat. I fix you, bekannt von Coldpay, erscheint fast feierlich und wird in der zweiten Strophe mit Alt- und Sopranstimmen sehr eindringlich. Es wurde geschrieben, um Trost und Halt zu geben, das war durch die Interpretation des Chores gut nachvollziehbar.

Nach einer kleinen Pause, die Zeit war nur so verflogen, starteten die etwas mehr als 30 Sängerinnen und Sänger mit Downtown temperamentvoll und ausdruckstark in den zweiten Teil des Konzertabends. Dieser a capella Chor beherrscht die leisen und die lauten Töne und auch so ziemlich alles dazwischen. Es ist schon einige Jahrzehnte her, dass Petula Clark dieses Lied sang, sie hätte an dieser Version ihre helle Freude. I wish von Stevie Wonder aus der 1980er Jahren wird von Ramón Lazzaroni als das neueste und komplexeste Stück des Abends angekündigt. Was nun folgt, ist a capella at its best, mehr geht kaum. Das sehr persönliche Lied Easy on me von Adele könnte es danach schwer haben, aber das wird es nicht, so stimmungsvoll, wie The Choricals es präsentieren. Nun folgen zwei deutsche Titel, Ich steh in deiner Tür, ein Lied von Oliver Gies, das den Abschied vorwegnimmt, der irgendwann alle Eltern betrifft, deren Kinder das Haus verlassen und das tröstende Da werd ich sein, von der Hamburger Sängerin Regy Clasen. In Mercy von Shawn Mendes geht es um den ersten schlimmen Liebeskummer. Das Schlusslied ist Your´‘re the voice, mit dem John Farnham große Erfolge feierte. Die Stimme erheben, sie nutzen, auch darum geht es in diesem Song, der wieder oder immer noch aktuell ist.

Der Applaus zum Schluss war ebenso wohlverdient, wie lang anhaltend. Es war eine gelungene Auswahl und eine musikalische Reise durch viele Jahrzehnte, ohne auch nur ein bisschen verstaubt zu sein. Und so gab es noch einen kleinen Nachschlag.

Nach der ersten, Zugabe, Ich seh dich, von Oliver Gies, wurde das Applausometer zur Klärung einer zweiten Zugabe gestartet. Soll es nochmal nach Brasilien gehen oder doch lieber Downtown? Es gab eine sehr klare, weil laute Entscheidung für Downtown. Und so ging es noch einmal zurück ins Jahr 1964. Für so einen wunderbar harmonischen Musikabend kann man sich nur bedanken. Wer jetzt das Gefühl hat, das möchte ich mir ansehen und anhören, hat Recht.

Wer mehr wissen möchte, findet auf der Website von The Choricals https://www.choricals.de/ künftige Pläne, Probezeiten, Informationen zur Geschichte, ein Überblick über das umfangreiche Repertoire, welche Stimmen gesucht werden und sehr viel mehr. Einen Blick und Reinhören ins Repertoire bietet der Youtube-Channel https://www.youtube.com/@thechoricals9666

Wer die Choricals sehen und hören möchte, hat weitere Gelegenheiten am:

02.06.2024, 18 Uhr: Friedenskirche Hamburg-Eilbek

21.09.2024, 19 Uhr: St. Gabriel, Hamburg-Barmbek (im Rahmen der Nacht der Kirchen)

23.11.2024, 19:30 Uhr: Gastspiel im POMM91, Tornesch

Informationen zum Veranstaltungsort: https://tschaikowsky-saal.de/de/

Gertrud Krapp

Fotos

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