Die Hamburger Singakademie in Zeiten der Corona-Pandemie im Jahr 2020 mit Rückblick auf Krisenzeiten ihrer 200-jährigen Geschichte in Hamburg
Wie ergeht es der Hamburger Singakademie nach dem tollen Jubiläumsjahr 2019 heute?
Größer hätte der Kontrast nicht sein können. Nach dem umtriebigen Jubiläumsjahr 2019 zum 200. Geburtstag der Hamburger Singakademie mit seinen großartigen Konzerten und Feiern ist das Jahr 2020 bedingt durch die Corona-Pandemie mit völligem Stillstand aller öffentlichen Choraktivitäten ein krasser Fall.
Was haben wir aus heutiger Sicht für ein Glück gehabt: im Sommer 2019 konnten wir das erste Jubiläumskonzert aufführen mit Werken aus verschiedenen Jahrhunderten aus den Anfangszeiten der Chormusik bis hin zu einer modernen neuen Komposition, die sich die Hamburger Singakademie zu diesem Anlass selbst geschenkt hat. Im Erika Haus im Festsaal des UKE wurde sie zur Uraufführung gebracht wurde. Anschließend konnte im Skulpturengarten vor dem Erikahaus in Mittsommernachts-Atmosphäre ausgiebig gefeiert werden.
Das eigentliche Jubiläumskonzert fand im November 2019 in der gut besuchten Laeiszhalle statt. Die vor über 100 Jahren von Ralph Vaughan Williams komponierte „Sea-Symphony“ wurde bis dato erst einmal in Hamburg aufgeführt. Um dieses selten aufgeführte Werk zu vollem Klang zu bringen haben wir zwei befreundete Chöre eingeladen mitzusingen: den Bergedorfer Kammerchor und den TrinitatisChor Hamburg. Dies war musikalisch wie auch menschlich für uns alle beglückend.
Letzten Endes standen wir so, wie in alten Zeiten mit 135 Chorsängerinnen und -sängern auf der Bühne, die Hamburger Symphoniker haben uns begleitet, das Publikum war begeistert und hat uns beim anschließenden Empfang im Brahms-Foyer ordentlich gefeiert.
So wurden wir unserem Anspruch gerecht etwas Seltenes zur Aufführung zu bringen und dieses maritime Werk passte sehr gut zu Hamburg und dem Jubiläum seiner Singakademie.
Dennoch hätte das Werk auch gerne die doppelte Anzahl Sängerinnen und Sänger verkraften können, aber da sind wir bei einem Corona-unabhängigen Problem, das uns viel mehr beschäftigt: es gibt immer weniger Männer, die sich für Chormusik dauerhaft begeistern können – wir suchen, wie viele andere Chöre auch, nicht nur Bässe und Tenöre, sondern auch alle anderen Frauenstimmen sind herzlich willkommen – die Hamburger Singakademie möchte sich gerne wieder vergrößern.
Wie bewertet ihr den Stillstand durch Corona im Vergleich zu anderen Katastrophen mit Rückblick auf eure 200-jährige Geschichte?
Corona wird wohl mit zu dem längsten Ausfall der öffentlichen Chortätigkeit der Hamburger Singakademie führen, wenn wir auf die 200-jährige Geschichte zurückblicken. In beiden Weltkriegen wurde durchmusiziert und auch relativ bald danach, weil die Hamburger Musikhalle glücklicherweise beide Male unversehrt geblieben ist und Beethovens Neunte wie auch das Brahmsche Requiem regimeunabhängig auch von den englischen Truppen, die dort ihren Militärsender eingerichtet hatten, gewünscht war, der große Saal blieb dafür frei.
Auch als der Hamburger Michel im Juli 1906 abgebrannt ist wurde kurzfristig für das Brahmsche Requiem ein Ausweichquartier für das Konzert gefunden: das fand dann an einem Buß- und Bettag statt. Genau das war der Beginn einer 100-jährigen Tradition, von da an wurde an diesem Feiertag und häufig auch am Abend davor dieses Werk regelmäßig aufgeführt über 160 Mal – bis zur Abschaffung als Feiertag.
Einschneidender war der Große Hamburger Brand 1842, bei dem nicht nur das gesamte Notenmaterial der Singakademie vernichtet wurde, sondern auch der Probenraum und die meisten Aufführungssäle.
Welche Chancen kann ein künstlerischer „Shutdown“ bieten?
Ist es eine Ironie des Schicksals? Die Hamburger Singakademie hat letzten Endes ihre Gründung einem unvorstellbarem 7-Jahre lang andauernden kulturellen „Shutdown“ zu verdanken. Von 1807 bis 1814 hielten napoleonische Truppen die Stadt besetzt, wenn sie nicht zwischendurch noch einmal von russischen Truppen vertrieben wurden. Öffentliche Versammlungen, Theater und Konzerte waren untersagt. Selbst die Kirchen waren zu Lagern und Pferdeställen umfunktioniert. Die Bevölkerung ist von über 100.000 auf unter 50.000 Bewohner geschrumpft, auch deswegen, weil diejenigen, die es sich nicht leisten konnten sich für den Winter einen für ein halbes Jahr ausreichenden Vorrat anzuschaffen, der Stadt verwiesen wurden. Lediglich in den bürgerlichen Häusern konnte in kleinem Rahmen kammermusiziert werden. Nachdem die napoleonischen Truppen endgültig die Stadt verlassen hatten bildeten sich bald wieder viele kleinere Theater-, Konzert- und Chorgruppen. Spannend wurde die Szene mit der Durchführung eines einmaligen großen Musikfestes im Jahr 1817 zum 300. Reformationstag auf Initiative der Chorsängerin und -leiterin Louise Reichardt und dem Verleger Clasing. Dort wurden erstmals und einmalig wieder große Oratorien der Zeit wie Händels Messias und Mozarts Requiem aufgeführt (Johann Sebastian Bach war schon nicht mehr modern und Johannes Brahms war noch nicht da). Und wenn man damals aktuelle Musik hören wollte musste man sie selber machen.
So kam es dazu, dass sich unter vielen anderen um den Kirchenmusikdirektor C. F. G. Schwencke, dem Nachfolger von C.P.E. Bach, und dem jungen Komponisten, Musiklehrer und Dirigenten F.W. Grund eine Initiative bildete, damit Hamburg endlich wieder einen eigenen großen Oratorienchor bekommt. Dafür haben sie viele Hamburger Bürgerhäuser besucht und mit über 70 berühmten Hamburger Persönlichkeiten Ende 1819 die „Gesellschaft zur Förderung des religiösen Gesanges“ gegründet. Diese „Gesellschaft“ wurde zu ihrem 25. Stiftungsfest mit dem Titel „Singakademie“ ausgezeichnet und nach dem Berliner Vorbild umgetauft. Erstaunlich lange 3 Jahre nach der Gründung 1819 wurde geprobt, bis man sich einen großen ersten öffentlichen Auftritt zutraute: gegen Ende 1823 waren im Hamburger Michel 2300 Besucher begeistert von den Aufführungen von Händels „Judas Maccabäus“ und der eigenen Komposition von F.W. Grund „Die Auferstehung und Himmelfahrt Jesu“.
Plant ihr deshalb euer Gründungskonzert als Fernziel für 2023?
Unter Vorbehalt: ja. „Die Auferstehung …“ wurde insgesamt fünfmal, zuletzt 1860 aufgeführt. Einen kompletten Satz Noten davon gibt es noch in den Archivalien der Hamburger Universitäts- und Staatsbibliothek, die allerdings wegen des schlechten Zustandes erst restauriert werden müssen. Nun sucht die StaBi für das als „erhaltenswertes Restaurationsobjekt Nr. 51“ einen Paten oder Sponsor zur Übernahme der Kosten von ca. 1600 €. Wir suchen mit, denn wenn eine Vervielfältigung möglich werden sollte wäre die Singakademie doch geradezu prädestiniert das Werk genau 200 Jahre nach der Uraufführung im Jahr 2023 im wahrsten Sinne des Wortes wieder „auferstehen“ zu lassen – das könnte eines unserer nächsten Projekte werden. Die Idee dazu kam aus dem Hamburger Komponistenquartier in der Peterstrasse, wo bereits 8 berühmte Hamburger Komponist-innen und /-en Einzug gehalten haben, F.W. Grund ist dort kaum vertreten. Dabei hat er in früher Zeit über 4 Jahrzehnte das Musikleben entscheidend mitgeprägt. Trotz großer Chorerfolge fehlte ihm zunächst ein ebenbürtiges Begleitorchester. Was hat er gemacht? Nach demselben Aquirierungsmuster wie für den Chor ist er wieder bei den Hamburger Bürgerhäusern vorstellig geworden und hat maßgeblich dazu beigetragen, dass im Jahr 1829 eine „Philharmonische Gesellschaft“ gegründet wurde, aus dem sich ein Orchester gebildet hat, das er 34 Jahre lang dirigiert hat. Daraus ist das heutige Philharmonische Staatsorchester (Leitung: Kent Nagano) hervorgegangen. Das war immer noch nicht genug, es fehlten auch gut ausgebildete Solisten, und so war er auch an der Gründung eines Hamburger Tonkünstlervereins beteiligt, Grundlage für spätere Musikkonservatorien. Auch das Entstehen und die Architektur Hamburger Konzertsäle hat er gefördert. Soviel zu Friedrich Wilhelm Grund, von dem heute in Hamburg nur der Wochenmarkt und das berühmte Polizeirevier an der nach ihm benannten „Grundstrasse“ in Eimsbüttel noch bekannt ist und zu der vorherigen Frage, was nach einem „Shutdown“ für kulturelle Energien freigesetzt können – spannend ist daher, wie wir in fünf Jahren auf unser Coronajahr 2020 zurückblicken werden.
Wie bewertet ihr aktuell die Gefahren für euren Chor, die von Corona ausgehen?
Heute ist vieles ganz schlimm, vielen wird auch hier die gesundheitliche und finanzielle Existenz geraubt. Aber das hiesige Gejammer, es sei nicht auszuhalten nur unter Auflagen zum Friseur gehen zu können oder ins Restaurant, ist unerträglich, wenn man vergleicht, mit welchen Folgen die Pandemie jetzt ihren Schwerpunkt in die ärmeren Länder verlagert. Was bedeuten da schon wenige Monate Zurückhaltung auf unserem hohen Niveau?
Nun waren in Hamburg die Infektionszahlen schon einmal bei null. Damit ist das Coronavirus noch lange nicht weg. Wir haben es hier immer noch mit einer archaischen Naturkatastrophe zu tun, die uns in einer hochentwickelten Welt trifft. Und dennoch hat die moderne Medizin gegen das Virus nichts, aber auch gar keine kausale Therapie oder Arzneimittel entgegenzusetzen und es gibt noch keinen Impfstoff. Die gesamte Situation wird sich erst bessern, wenn ein Impfstoff flächendeckend verfügbar ist. Darauf kann und muss man sich ganz nüchtern betrachtet einstellen. Das einzige wirksame Mittel gegen das Corona-Virus ist und bleibt es nach wie vor soziale Distanz zu halten (!) und Menschenansammlungen insbesondere in geschlossenen Räumen zu vermeiden. Und das trifft ganz besonders auch auf uns alle als Chorsänger zu. Zwar bietet unsere Aula in der Katharinenschule in der Hafencity genügend Platz für jeden von uns auch locker über 8 m Abstand halten zu können, aber Aerosole können bei uns tief atmend und aus vollem Herzen singend bis in die tiefsten Lungenbläschen vordringen – das bleibt weiterhin gefährlich. Eventuell kann man sich vorstellen, dass sich ein Teil unserer Leute, also nur die Jüngeren, auf der Wiese vor der Aula im Freien oberhalb der Magellanterrassen zum Üben treffen könnten. Seit heute ist auch unter Einhaltung von Abstands-, Hygiene- und Dokumentationspflichten Chorsingen in begrenzter Anzahl wieder gestattet. Ansonsten ist ein Singen mit Mundschutz unpraktikabel. Und für ein virtuelles gemeinsames Singen gibt es selbst in unserer höchst technisch entwickelten Welt noch keine vernünftige Lösung.
Jetzt bemerkt man erst richtig – das ist verblüffend – wie wertvoll und unersetzlich eine lebendige Chorgemeinschaft ist, das gemeinsame Treffen, das gegenseitige Einstimmen und Hören des Klanges im Raum in Wechselwirkung mit dem Chorleiter und allen untereinander. Für diese multiplexe Kommunikation wird es so bald keine technische Lösung geben, das wird einem jetzt ganz deutlich vor Augen geführt. Beim gemeinsamen Erarbeiten neuer Werke mit dem Ziel einer öffentlichen Aufführung muss man sich auch auf den Mund schauen können.
Wie haltet ihr Kontakt in Zeiten von Corona und wie könnt ihr eure Stimmen über die Zeit retten?
Zunächst hat unser Chorleiter Jörg Mall sich vor seine Kamera gestellt und uns über Dropbox Übungen zum Einsingen und zur Stimmbildung zur Verfügung gestellt. Den Kontakt erhalten wir über regelmäßige ZOOM-Meetings, über die Hälfte des Chores können wir so erreichen, einige machen das nicht mit, der Klang aus Laptop oder Handy ist einfach zu grauenvoll, obwohl man mit guten Bluetooth-Lautsprecher Verbesserung herbeiführen kann. Beim letzten ZOOM-Meeting haben wir tatsächlich mit Erfolg und unterschiedlicher Begeisterung zu einem neuen einzustudierenden Werk an ganz besonders schwierigen Stellen Zugang bekommen können. Ohne Feedback, denn die Mikrofone sind ausgeschaltet und das, was wir zu hören bekommen ist die Klavierbegleitung und hervorgehoben einzelne Stimmen, die Jörg Mall mit seinem neuen aus vielen Bändern bestehenden Musiklaborprogramm strukturiert herübergebracht hat. Natürlich sind wir es gewohnt schwierige Stellen zu Hause alleine einzuüben um unsrem hohen Anspruch gerecht zu werden. Auf diesem Weg hat diese Hilfestellung zum wunderbaren „Bless the Lord, O My Soul“ von Jonathan Dove viele von uns kräftig weitergebracht.
Ist eure finanzielle Zukunft gesichert?
Unser Chor ist schon eine tolle Solidargemeinschaft. Alle Mitglieder sind uns treu geblieben und finanzieren mit ihren Mitgliedsbeiträgen ganz solidarisch unsere künstlerische Leitung weiter. Ein weiterer Posten – obwohl ungenutzt – ist auch die vertragliche Miete der Schulräume, aber da verhandeln wir nach. Mit dem Ausfall von Konzerten sind bislang keine weiteren Unkosten aufgetreten. Unsere Konzerte tragen sich mit etwas Glück so gerade eben, sind aber oft wegen des aufwändigen Einsatzes von Solisten, Orchester und Konzertsaalmieten durch Eintrittskarten alleine meist nicht gedeckt, so dass wir auf Spenden und Zuschüsse angewiesen sind. Ohne Konzerte ist die Situation aber auch nur in dieser Hinsicht entspannt.
Welche Wünsche habt ihr an die Politik?
Unabhängig von Corona könnte auch Hamburg nach dem Berliner Vorbild dazu übergehen die Mieten zu erlassen, die den gemeinnützigen ehrenamtlich arbeitenden Vereinen, die sich in Kunst, Musik, Theater, Bildung und Sport engagieren in Rechnung gestellt werden. Die Nutzung öffentlicher Gebäude wie z. B. Schulen, Klassenzimmer, Aulen, Turnhallen und sonstiger städtischer Einrichtungen sollten kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. In einem weiteren Schritt könnten auch die Gehälter der künstlerischen Leiter, Dozenten, Theaterleitern, Orchesterdirigenten, Chorleitern etc. die von gemeinnützigen Vereinen engagiert und finanziert werden, übernommen werden. Auf diese Weise würde man mit relativ geringem finanziellen Aufwand sehr viele Menschen, die an Kunst, Bildung, Sport und Kultur interessiert sind bis in die hintersten Winkel Hamburgs hinein auf großer Breite fördern. Gezielter, billiger und effektiver kann flächendeckende Förderung nicht sein. Das würde auch den eskalierenden Mitgliedsbeiträgen der Vereine entgegenwirken und den damit strapazierten ehrenamtlich arbeitenden Vorständen helfen.
Plant ihr Konzerte?
Unser Juni-Konzert 2020 ist erst einmal unter Vorbehalt auf November verlegt worden, eventuell mit kleiner Besetzung. Denn den gesamten Chor mit allen auch älteren Mitgliedern werden wir in voller Besetzung erst nach Verfügbarkeit eines Impfstoffes erleben können, das ist ziemlich sicher. Dennoch üben wir auch um die Stimmen und Stimmung zu erhalten unbeirrt weiter an unserem neuen Programm mit religiösen Werken zeitgenössischer Komponisten wie Fauré, Petr Eben, Rheinberger, Vytaustas Miskinis, Cecilia McDowall, und Beethoven, der in seinem Jubiläumsjahr nicht fehlen darf – eine wunderschöne Zusammenstellung..
Wie kommt man an eure Jubiläumspublikation heran?
Nach all den vergangenen und gegenwärtigen Katastrophen darf zum Abschluss ein positiver Kick nicht fehlen. Und das ist ein Blick auf die vielen hundert und insgesamt über tausend Konzerte, die die Hamburger Singakademie erarbeitet und mit berühmten Solisten, Orchestern und Dirigenten aufgeführt und damit einen wesentlichen künstlerischen Beitrag für die Musikstadt Hamburg geleistet hat. Nur kleinste Ausschnitte davon würden an dieser Stelle jeglichen Rahmen sprengen. Hervorzuheben sind insbesondere unsere letzten beiden Chorleiter Prof. Cornelius Trantow und Jörg Mall, die den Chor unbeirrt modernisiert haben. Und das alles kann gerne in der rechtzeitig zum 200. Jahrestag erschienen Publikation nachgelesen werden. Auf knapp 200 Seiten sind in Farbe nicht nur fast die gesamte Geschichte, die aufgeführten Werke und beteiligten Personen mit Schwerpunkt Neuzeit festgehalten, sondern auch viele Hintergrundgeschichten, Zitate, Tonträger und das Repertoire wie Intermezzi eingefügt. Das Buch ist leider nicht über den Buchhandel erhältlich und nur über Bibliotheken einsehbar. Über unseren Chor sind aber noch einige Restexemplare zum Selbstkostenpreis verfügbar. Die Autoren sind ein Redaktionsteam aus aktiven und ehemaligen Chorsängern. Der Titel lautet vortrefflich passend zum heutigen Thema: „In höchsten Tönen und tiefsten Tiefen – Klingende 200 Jahre – Hamburger Singakademie 1819 – 2019“.
Welche Botschaft habt ihr an andere Chöre?
Wenn wir alle zurückhaltend bleiben sind wir auf einem guten Weg die Auswirkungen dieser Naturkatastrophe im Griff zu behalten, bis ein Impfstoff da ist. Das betrifft leider auch alle Chöre. Was die Entwicklung eines Impfstoffes anbelangt sehe ich da einen Silberstreifen am Horizont. Z.B. hat das UKE hat für September 2020 zu einer Phase 1-Studie Probanden eingeladen mit einer Weiterentwicklung nach einer Methode ähnlich der Ebolastudie nach 2014, an dessen erfolgreicher Durchführung ich damals noch als Mitarbeiter des UKE ganz weit entfernt mitgewirkt habe. Ebola konnte bis auf ganz wenige Ausnahmen auf dem afrikanischen Kontinent eingegrenzt werden – in der exponentiellen ausartenden Hochphase glaubten wir alle diese Epidemie nicht überleben zu können. Dagegen ist Corona jetzt weltweit verbreitet und die Ansage lautet: es ist weiterhin Geduld angesagt, das Vermeiden überflüssiger sozialer Kontakte, das Ausweichen vor Aerosolen in geschlossenen Räumen und die Einhaltung von Abstandsregeln, aber über die Möglichkeiten heutiger Kommunikationsmittel spüren wir mehr Kontakt und Nähe über Ton- und Bildübertragung als jemals zuvor. Spannend ist die Vorstellung, zu sehen wie wir in fünf Jahren auf die heutige Zeit zurückblicken würden, daher hilft vielleicht an dieser Stelle der etwas ausschweifende Rückblick über die klingenden 200 Jahre der Hamburger Singakademie.
Michael Löbering
(Hamburger Singakademie, 2. Vorsitzender und Tenor)