Konzert

Unique

Hamburg Voices – ein Chor feiert sein 10jähriges Jubiläum

Ein Chor, über 50 Sänger/innen, ein Chorleiter, zwei Musiker, 10-jähriges Bestehen, 3 Stunden Programm, über 600 Gäste, daß war in der Hamburger Markthalle am 01. April 2023 angesagt. Unique – so heißt das Programm und unique, wie einzigartig, war diese Vorstellung, ist die Geschichte und auch das Konzept des Chores oder besser der Chöre, doch davon später mehr. Es dauerte eine Weile, bis der Andrang bewältigt und alle in der dann voll besetzten Markthalle waren. Kommunikation in der Warteschlange: Nicht alle Wartenden waren aus Hamburg, ein Paar kam z. B aus Lübeck, ein anderes aus Kiel, ein weiteres meinte, gleich im Saal, da geht die Sonne auf, und das im eiskalten strömenden Regen. Kein Aprilscherz, denn das stimmte. Dabei wurde es vor dem ersten Song erstmal sehr dunkel im Saal, bis das Spiel der Lichter und dann der Songs begann. Alexander Grimm, der Chorleiter der Hamburg Voices begrüßte das Publikum, erzählte von einigen Ereignissen der letzten Zeit, wie z.B. den kurzfristigen Einsatz als Supportchor bei der Abschiedstournee von Vicky Leandros in der Elbphilharmonie, Pläne wurden vorgestellt, wie die Chorreise an die Costa Brava, ein Sommerfest im Juli, ein Chorfestival in Hamburg im August und vieles mehr.

An dieser Stelle hilft es der Vorstellung zu wissen, wie kräftig das Programm durch Lichteffekte unterstützt und betont wurde. Sie ergaben mit den hauptsächlich in die allerverschiedensten Rottöne, mit und ohne Silber, von elegant bis sportlich, gekleideten Choristen/innen ein stimmiges und zuweilen emotionales Bühnenbild. Damit nicht genug, stellten sich einige weiße Kartons auf der Bühne, jeweils flexibel angeordnet, als Projektionsflächen heraus. Es war im zweiten Programmteil schon fast atemberaubend, als The lion sleeps tonight langsam und intensiv begann, durch ein Feuer beschienen. Später erschien die Savanne hinter und vor dem Chor ein Löwenpaar direkt vor die erste Reihe projiziert, sehr eindrucksvoll und ob gewollt oder Zufall, auch witzig. Bei einigen Textteilen nickten Löwe und Löwin nahezu andächtig mit. Wenn ein Programm so viele Highlights enthält, wie während dieser drei Stunden, dann seien Auszüge erlaubt.

Alexander Grimm stieg zum Dirigieren auf ein ziemlich hohes Podest seitlich der Bühne, fast mystisch angestrahlt, aber so für die über 50 Sänger/innen auf der gut gefüllten Bühne sichtbar. Mit einer sehr stimmungsvollen und frohen Version von Pharrell Williams‘ Happy startete das Programm in den Abend, gleich gefolgt von This is me, quirlig, bewegt und kraftvoll interpretierten die Sänger/innen Keala Settles Lied aus dem Film Greatest Showman. Dann stand die Bohemian Rhapsody von Queen auf der Setlist, voller Power und zart und weich endend. Bei Secret of life, James Taylor, wurde a capella wundervoll anrührend gesungen, dabei wechselte der Gesang zwischen verschiedenen Gruppen, insgesamt ein stimmiges Bild. Es war nicht nur bei diesem Lied viel Bewegung auf der Bühne, es galt für das gesamte Konzert. Es ist weniger Chaos, Bewegung ist Konzept, erläuterte Alexander Grimm. Jede und jeder kann nach ihren oder seinen Möglichkeiten auf der Bühne sein, in unterschiedlichen Konstellationen, kleine und große Gruppen, in Kreisen oder alle miteinander klassisch frontal. Dieser Chor beherrscht und bewegt die Szenerie, auch beim folgenden Disney-Medley, dass nach drei Jahren Pause wieder aufgenommen wurde.

Es gehört zu einem Jubiläum, das die ein oder andere kleine Rede eingeflochten wird. So auch an diesem Abend. Neben dem Chorleiter waren es vor allem die Sänger/innen, die etwas erzählten. Es waren persönliche Beiträge, was bedeutet der Chor für mich, wie bin ich dazu gekommen, die Höhen und Tiefen, die man erlebt, eine Liebe kennen lernen, eine musikalische Familie sein, traurig sein dürfen, miteinander teilen, füreinander da sein und viele viele weitere Beispiele.

Das Volkslied Die Gedanken sind frei, so um 1800 entstanden, interpretierten die Hamburg Voices nachdrücklich und verbanden es mit dem Wunsch, dass sie doch für alle Menschen gelten möge, die Freiheit der Gedanken. Mit Mariah Careys Through the rain ging es weiter zu einem Rätselblock. Kein Geburtstag ohne Geschenke meinte der Chorleiter und stellte Fragen zur Chorstatistik, die schneller beantwortet als gestellt wurden. Uneingeweihte erfuhren so, dass das Repertoire des Chores 59 Songs umfasst und was ein Himmelfahrtskommando der Hamburg Voices ist, nämlich eine Chorreise über Himmelfahrt. Und die kann dann schon mal übers Ijsselmeer gehen, den befreundeten Männerchor MGV Eufonia e.V. aus Brühl an der Seite und ein Konzert in jedem Hafen. Vom Ijsselmeer führte die musikalische Reise zu dem dänischen Kanon Blom und Have you ever been in love. Übrigens blieb der Chor nicht unbedingt auf der Bühne, er verteilte sich im Publikum, ein anderer Song erforderte tiefenentspanntes auf der auf der Bühne Liegen, Bewegung auf allen Ebenen! Bei Africa von Toto, während der Chor mit seinen Tönen dem Publikum Afrika näherbrachte, sang ein Männersextett mit einer sportlichen Choreographie den Hauptpart. Mit Upside-Down folgte ein Lied, das Alexander Grimm, nach der Geburt seines ersten Kindes geschrieben hat. Es erzählt von den Veränderungen, die Kinder ins Leben bringen, von einem neuen Blick auf die Welt, oder – wie ein Chorist sagte, ich fing an Dinge zu tun, die ich ohne ihn nicht getan hätte … I’ve learnt from you. Eindrücklich und zart, ernsthaft und betroffen ist später Fragile von Sting, fast zum Luftanhalten. Wenn es um den ersten heftigen Liebeskummer geht und die Erinnerung daran, dann passt Nothing compares to you, es passt auch, dass es fast im Dunkeln gesungen wird und der Chor mit Sternen übergossen wurde. Dann waren die Hamburg Voices mit Somewhere over the rainbow wieder im Hellen, passenderweise. Musicals können zur Leidenschaft werden. Manchmal führen sie dazu, dass sich ein Sängerinnen-Quintett einen Wunsch erfüllen kann. Mit Elizas Burn aus dem Musical Hamilton war genau das hier der Fall, bevor das Programm in die Zielgerade ging: Mit Don‘t stop me now von Queen. Die Discokugel, die das Programm eröffnete, beendet es auch. Nicht ohne die traditionelle Zugabe, Ruhe heißt das Lied, a capella interpretiert nach HörBänd aus Hannover. Der Chor verließ dazu wieder die Bühne und rahmte die Zuhörer/innen ein, ein besonderer Moment zum Abschluss. Und da kommt es vor, dass ich mich frag, was war das heute für ein Tag … hören wir von den Sänger/innen. Das musste man sich nun an diesem Abend nicht lange fragen. Märchen schreibt die Zeit, lautet eine Zeile in Disneys Die Schöne und das Biest und einen märchenhafter Abend sangen die Hamburg Voices in der Markthalle für ihr Publikum.

Der Chor sang weitestgehend a cappella, er wurde von den beiden Musikern Marty Jabara, Pianist und Sebastian Behnk, Bassist unterstützt.

Die Hamburg Voices, der größte Pop- und Musicalchor im deutschsprachigen Raum, haben sich 2013 nach einem gelungenen Chorworkshop gegründet. Und dieser Chor ist in vielerlei Hinsicht ein besonderer. Auf der Website steht: Wir sind ein innovativer, hochmotivierter High- Flex- Chor, der sich permanent weiter entwickelt und mit Liebe und Leidenschaft in die Musik eintaucht.

Wer mehr wissen möchte oder sich für das Mitsingen interessiert, wird unter auf der Homepage der Hamburg Voices umfassende und hilfreiche Informationen https://www.hamburg-voices.de/ finden.

Wie es so ist im Chor und wie man dorthin kommt, erzählen bei in -drei Minuten mit- unter anderen Julia, Michael oder Sophie, die kurz vor oder während der Pandemie in den Chor kamen https://www.hamburg-voices.de/news/3-minuten-mit . Überhaupt ist auch das noch ein Thema, die Aktivitäten des Chorleiters und des Chores während Corona. Aktivität war trotz allem angesagt, Proben in allen möglichen Variationen, digital gestützt, hybrid oder im Homeoffice, das Chorportal berichtete darüber https://www.chorportal-hamburg.de/2020/05/22/hybridprobe-bei-den-hamburg-voices/ und über das online-Konzept generell unter https://www.chorportal-hamburg.de/2020/03/19/interview-mit-alexander-grimm-zum-thema-online-chorprobe/

Einen weiteren Einblick in die Chorarbeiten bietet der Videokanal mit verschiedenen Programmen aus unterschiedlichen Jahren. https://www.youtube.com/@hamburgvoices Und Genaueres zu Alexander Grimm findet sich unter https://www.alexander-grimm.net/.

Gertrud Krapp / Hajo Wiethoff

Fotos

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