Aktuelles

Sang- und klanglos geht es nicht: Deutscher Musikrat und AG Chorleitung der deutschen Musikhochschulen fordern Sicherstellung der Lehre für Chorleiter/innen

In der Corona-Zeit wird Chorsingen zunehmend stigmatisiert, gilt doch das gemeinsame Singen aufgrund des vermehrten Aerosol-Ausstoßes als besonders gefährlich. Dabei gerät die Bedeutung des Chorsingens für das individuelle Wohlbefinden, aber auch für den gesellschaftlichen Zusammenhalt zusehends in Vergessenheit. Gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Chorleitung der deutschen Musikhochschulen ruft der Deutsche Musikrat daher zur Sicherstellung der Lehre insbesondere auch im Fach Chorleitung auf, um das Kulturgut Chorsingen, das 2014 zum immateriellen Weltkulturerbe ernannt wurde, mittel- und langfristig vor bleibenden Corona-Schäden zu bewahren.

Hierzu Prof. Christian Höppner, Generalsekretär des Deutschen Musikrates: „Der Deutsche Musikrat fordert gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Chorleitung die Bildungsminister/innen der Länder auf, den Lehrbetrieb an Musikhochschulen insgesamt, speziell aber für das das Fach Chorleitung finanziell und logistisch so zu unterstützen, dass durch den Einsatz von Selbsttests, Lüftungsanlagen und geeigneten Räumlichkeiten der Präsenzbetrieb wieder ermöglicht wird. Chorleitung kann man nicht vorrangig virtuell erlernen, hierfür bedarf es Übungs- und Konzertchöre. Hochschulensembles müssen daher, wenn ihre Arbeit unter sicheren Bedingungen möglich ist, mit professionellen Klangkörpern gleichgesetzt werden, die ihrer Arbeit im Rahmen der Berufsausübung weiterhin nachgehen können. Denn nur, wenn das derzeitige Verstummen der Stimmen an den Musikhochschulen schnellstmöglich endet, kann mittel- und langfristig ein Qualitätsverlust im professionellen Chorbereich ebenso wie in der Amateurmusik mit ihren über drei Millionen begeisterten Sängerinnen und Sängern verhindert werden.“

Hierzu Prof. Anne Kohler, Sprecherin der AG Chorleitung der deutschen Musikhochschulen: „Es ist alarmierend, dass wir eine Generation von Schul- und Kirchenmusikerinnen und -musikern ausbilden, die Chorsingen und Chorleitung nicht adäquat erlernen darf. Die jungen Menschen starten minderqualifiziert in die Berufspraxis, wenn die Politik die Hochschulen daran hindert, ihrem Bildungsauftrag gerecht zu werden. Das Singen an Schulen, in der Jugendchorarbeit, in Kirchen und im Profibereich ist in Gefahr!“

Gemeinsam mit der Rektorenkonferenz der Deutschen Musikhochschulen hat der Deutsche Musikrat auf die schwierige Ausbildungssituation von Musikstudierenden hingewiesen und betont, dass durch den Corona-bedingten Mangel an Schlüsselerfahrungen wie dem gemeinsamen Proben, Projektarbeit und Auftritten vor Publikum junge Musiker/innen dauerhaft in ihren Zukunftschancen und in ihrer Wettbewerbsfähigkeit geschädigt werden.