Interview

Interview mit Pascal F. Skuppe

Wir freuen uns sehr, heute unsere neue Interview-Rubrik mit einem Interview mit Pascal F. Skuppe  starten zu können. Viel Spass beim Lesen!

Singen macht glücklich! Stimmt das aus deiner Erfahrung?

Unbedingt! Das merke ich zum Einen jeden Morgen nach dem Aufstehen. Zwischen erstem Augenaufschlag und dritten Kaffee liegen meist schon drei Songs; jeder meiner Tage startet mit Einsingen. Zum Anderen sehe ich abends die Gesichter mein Chorsänger, wenn sie die Probe verlassen: Auch, meist aber gerade nach harter Chorarbeit strahlen sie. Seele, Kopf und Körper offen.

Wie bist du zur Musik gekommen?

Aus Eifersucht (lacht)! Mein bester Freund konnte in der vierten Klasse Keyboard spielen. Das wollte ich auch können!

Aber das war natürlich nicht alles. Meine Urgroßmutter sang ständig. Das färbte ab. So stand in meinem ersten Grundschulzeugnis: „Pascal singt gern!“

Du hast bereits mit im Alter 18 Jahren deine Chorleiterprüfung abgelegt. Wie ist es dazu gekommen?

An meinem Gymnasium in Bremervörde wurde der Chor leiterlos, als eine Musiklehrerin versetzt wurde. Der Schulleiter fragte mich in der 9. Klasse, ob ich diesen übernehmen wolle. Einzige Bedingung: Ich musste eine (vom Förderverein der Schule mitfinanzierte) Chorleiterausbildung schulbegleitend absolvieren. Und: Ja! Ich war mit Abstand der jüngste Teilnehmer.

Was macht dir an deiner Chorleitertätigkeit am meisten Spaß?

Ehrlich? Die Chorbüffets nach Konzerten. (lacht) Nein, natürlich nicht, aber es steckt ein Funken Wahrheit drin. Selten kommunizieren Menschen so intim bei so hoher Distanz miteinander. Gemeinsames Singen ist für mich „Nähe auf Distanz“. Ich denke, das wertschätzen viele unterbewusst so am Chorsingen. Diesen Raum zu bieten erfreut mich sehr. Spaß im echten Sinne macht mir der „flow“ den man als so … ich sage mal… exaltierter Chorleiter, wenn man sich ganz reingibt, in jeder Chorprobe erleben kann.

Wie würdest du dir „deinen“ Chor aussuchen, in dem du selbst singen möchtest?

Nach dem Aussehen, also ein junger Männerchor. Klanglich und optisch perfekt. Und da ich zur Zeit 14 Gruppen leite, müsste er auch noch vormittags proben und möglichst geile Konzerte machen, die stilistisch nichts auslassen, was man mit Niveau und Spaß singen kann. Wenn mir da jemand einen Tipp geben könnte, wäre ich sehr dankbar.

Was müsste sich ändern, damit mehr Kinder, Jugendliche und Erwachsene gefallen am Chorgesang finden?

Singen müsste wieder viel natürlicher werden. Weg vom Casting-, Wettbewerbs- und Perfektionswahn hin zum Bedürfnis, sich durch seine Stimme seines eigenen Seins, seiner Identität bewusst zu werden. Canto ergo sum vielleicht. Viele Jahre bot ich ein „Seminar Singen für Nichtsänger“ an. Dramatisch ,wie tief zensierte, schulische Vorsingmisserfolge oder interfamiliäre, scheinbar beiläufige Abfälligkeiten wie „Hör auf so´n Krach zu machen“ uns in der Seele treffen und unsere Stimmen verschließen.

Darüber hinaus ist es vollkommen gesellschaftlich anerkannt, für sportliche Leistungen trainieren zu müssen. Aber: Stimme ist u.a. auch Muskulatur. Man beginnt ja als Läufer auch nicht mit einem Marathon.

Im September 2014 hast du für den Chorverband den über 500 SängerInnen zählenden Chor für den Hamburger Chorverband dirigiert. Was waren hier die besonderen Herausforderungen und was hat das Projekt für dich zu etwas Besonderem gemacht?

Die größte Herausforderung war im Michel mit 500 Menschen auf zwei Emporen ohne Mikrophon stimmlich total entspannt, aber gleichsam motivierend und natürlich gesangpädagogisch höchstniveauig ein Einsingen anzuleiten. Warum besonders? Es war mein erstes aktives Konzert im Michel. Hallo? Der Michel!!!

Die Akustik im Michel war eine große Gegnerin. Es war trotz Klick im Ohr (der dann in der Nachmittagsaufführung auch noch ausfiel) ein sehr schwierige Aufgabe „den Laden“ zusammen zu halten. 

Im Februar 2017 kommt das Pop-Oratorium „Luther – Das Projekt der 1000 Stimmen“ im Rahmen einer Deutschland-Tournee in die Barclaycard Arena Hamburg. Der dortige Chor wird ca. 2.500 Stimmen zählen. Glaubst du, dass solche Projekte die Chorszene verändern werden und wenn ja inwiefern?

Alles verändert irgendetwas. Eigentlich bin ich überhaupt kein Pessimist, aber ich befürchte, dass Projekte solcher Art zunehmen werden. Ich will ganz offen sein: Ich habe Angst, dass diese Projekte langfristige reguläre Chorarbeit vor Ort ersetzen werden, da immer weniger Menschen sich frei heraus gern wöchentlich binden. Und: Je größer die Gruppe desto weniger Selbstwirksamkeit, stimmtechnisch sowie emotional für den einzelnen (gerade ungeübten) Chorsänger. Umso wichtiger, dass sowas nur sehr gute Kollegen wie Doris Vetter oder Christiane Canstein … oder eben ich (grinst)… anleiten und fachlich durchführen. Meine intensivste und schönste Chorzeit war die es ersten Bassen im heiteren Herrenquartett „Hamburger Homophoniker“. Intimer als Quartett geht eben nicht.

Aber machen wir uns nichts vor: Neu ist das alles nicht! Massenchorveranstaltungen haben auch schon Händel und Mendelssohn überlebt. Da schaffen wir das auch. 

Neben deiner Chorleitertätigkeit leitest du auch Musical-Inszenierungen und betreibst seit 2015 eine eigene Musical Company. Diese ist zurzeit in der Probenphase für Cats. Was ist an dieser Cats-Produktion das Besondere und wo liegen die Herausforderungen?

Ein Jahr lang Webber zu proben, zumal ich noch ein konzertantes Großprojekt mit „Joseph“ im November aufführe. Bei wie gesagt 14 Gruppen muss man schon sehr drauf achten, dass man nicht in jedem Jugendchor Adeles „Hello“ singen lässt. Da wird man selbst bei der besten Musik blöde im Kopf. CATS ist aber für mich ein ganz besonderes Projekt: Es werden 120 Menschen aktiv an der Aufführung beteiligt sein: Solistenensemble, Chor, Orchester und Tanzensemble. Die größte Herausforderung ist vordergründig sicherlich die Organisation der Abläufe und des Informationsflusses. Hintergründig aber viel mehr jedem meiner 120 Lieben plus Kreativteam etc. die gleiche ungeteilte Liebe zukommen zu lassen, die a) jeder verdient und b) jeder von mir gewohnt ist. Aber mit einem großen (musikalischen) Herzen (aber viel mehr einem sehr verständnisvollen Partner im Rücken) funktioniert das bisher sehr gut. Was auch sehr gut funktioniert, ist der Kartenvorverkauf: 50 % sind schon verkauft. Also: Beeilung http://www.pfs-music.de/CATS/Tickets/

Am 06. Juni 2016 wird deiner crossover-Komposition für das Kulturforum 21 „ELIJAHrock“ in der Laeiszhalle Hamburg uraufgeführt. Was erwartet das Publikum bei dieser Uraufführung?

Vielleicht haben einige von euch mein Projekt „Jesus Christ – Superstar? –eine Matthäuspassion-“ gehört und gesehen. Es funktioniert vom Prinzip her ähnlich. Wir erzählen eine Geschichte fortlaufend. Manchmal mit originaler Mendelssohnmusik, manchmal, und das ist das entscheidend neue, mit von mir neu komponierter Musik zu den Originalen. Sicherlich ist noch interessanter, dass neben 150 Hauptchorsängern aus Hamburger katholischen Schulen, auch rund 100 Kinder und 15 HipHoper sowie ein mit Schülern durchmischtes Orchester der Schulmusikabteilung der HfMT Hamburg mit Rockband singen und spielen werden. Ach ja und geniale Solisten gibt es auch noch J Schon Karten? http://www.eventim.de/elijahrock-hamburg-Tickets.html?affiliate=EVE&doc=artistPages%2Ftickets&fun=artist&action=tickets&key=1574256%247254760&jumpIn=yTix&kuid=&hideArtist=true&from=erdetaila

Tanja Schneider

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